Weizhi Wu


Morgen, 2022, Loden und Acryl 160x180 CM
Morgen, 2022, Loden und Acryl 160×180 CM

Das schwarze Rechteck in der Mitte des Werks „Morgen“ symbolisiert einen geschlossenen und unbekannten Raum, der als Malewitschs,Absolute Form“interpretiert werden kann, und ist auch die Schwarze, die ich sehe – eine unterbrochene Schnittstelle mit der Außenwelt. Im Gegensatz zu dieser geometrischen Ordnung steht der erdige gelbe Stoff, der von der Ecke des RecAhtecks herunterhÃngt. Er ist die Verkörperung von Emotionen,meiner inneren Angst, Verwirrung und Ungewissheit, und er hängt ungeschminkt im Raum und wird zum emotionalen Kern des Werks.


In „Morgen“ habe ich eine extrem zurückhaltende Formensprache und Materialien gewählt: Schwarz, Stoff, Schwerkraft, die einunausgesprochenes Feld bilden. Es handelt sich weder um ein Gemalde im traditionellen Sinne noch um eine Installation ,sondern um einen „Seinszustand“ zwischen Bild und Objekt.


Der erdfarbene Stoff wirkt wie ein nicht vollständig geöffneter Vorhang, der Verborgenheit symbolisiert und gleichzeitig auf potenzielle Öffnungen und zukünftige Möglichkeiten verweist. Er durchbricht die Stabilität der geometrischen Formen und verwandelt das Werk in ein Spannungsfeld: ein Sog zwischen der Kontrolle der Form und der Unkontrollierbarkeit der Realität.


15cm, 2023, zwei Pfanzen, Faden, Erde Abmessungen variabel
15cm, 2023, zwei Pfanzen, Faden, Erde Abmessungen variabel

Der Philosoph Martin Buber unterscheidet in lch und Du zwischen lch-Du, das eine gegenseitige und authentische Begegnung ist, und Ich-Du, das eine instrumentalisierte Begegnung ist. Ersteres ist eine wechselseitige, reale Begegnung,während letzteres eine instrumentalisierte Objektbeziehung ist. Der Faden, der die beiden Pflanzen in dem Werk verbindet, ist nicht nur eine Metapher fur die,Ich-Du“-Beziehung zwischen den Menschen. Diese Beziehung ist nicht konstant, sondern wird durch gegenseitiges Wachsen, Zerren und Kompromissbildung immer wieder neu geschaffen und gebrochen.

Darüber hinaus werden in diesem Werk auch minimale Materialien verwendet, um die tiefgreifendste Erfahrung zu vermitteln.Erde, Pflanzen, Fasern – diese scheinbar einfachen Elemente werden in meiner Sprache in emotionale Metaphern und philosophische Strukturen verwandelt.

Es handelt sich um ein Werk, das eine stille Betrachtung erfordert, die Hinweise sind sparlich,aber aussagekraftig. Es fordert den Betrachter auf, nicht nur die physische Verbindung zu betrachten, sondern auch über die psychologische Distanz zwischen sich und anderen nachzudenken – sind wir noch involviert? Sind wir in der Anziehungskraft gewachsen, oder haben wir uns stillschweigend abgekoppelt?


Ohne Titel, 2023, Bierdeckel und Magnete Abmessungen variabel
Ohne Titel, 2023, Bierdeckel und Magnete Abmessungen variabel

Ohne Titel, 2023, Bierdeckel und Magnete Abmessungen variabel
Ohne Titel, 2023, Bierdeckel und Magnete Abmessungen variabel

Inspiriertvon Hans-Peter Feldmanns Sammeltätigkeit untersucht diese Arbeit die potenzielle Spannung zwischen Alltagsgegenständen und kulturellen Repräsentationen durch das Sammeln und Umgestalten von deutschen Bierdeckeln. Als billiges und leicht zu übersehendes Konsumprodukt tragen Bierdeckel in ihrer lkonografie mikroskopische Spuren lokaler Identität, sozialer Erinnerung und kulturellen Kapitals.In dieser Installation werden diese Bilder magnetisch auf dem Heizkörper angebracht und bilden so ein atypisches visuelles Archiv. Diese Ausstellungsstrategie vermeidet sowohl den autoritären musealen Blick als auch die asthetische Distanz, auf die sich das Kunstwerk stützt.


In Bezug auf die räumliche Dimension wählt das Werk den funktionalen Randbereich innerhalb des Gebäudes (d. H. die Heizkörper) als Plattform für die Ausstellung, wodurch das „Alltägliche“ nicht nur zum Gegenstand der Ausstellung, sondern auch zum Teil des Ausstellungsmechanismus selbst wird. Die Verwendung von Magneten verweist auch auf eine nicht-destruktive und bewegliche Beziehungsstruktur, die eine Rekonstruktion der traditionellen Dreifachbeziehung zwischen Objekt, Raum und Publikum impliziert. In diesem Sinne ist das Werk nicht nur das Ergebnis einer Sammlung, sondern auch eine Intervention und Reflexion über das Ausstellungssystem.


Keine Ideen, 2024, Bleistifte,Buntstifte, Collageauf Papier, 148 ×105 mm (33 Stücke)
Keine Ideen, 2024, Bleistifte,Buntstifte, Collageauf Papier, 148 ×105 mm (33 Stücke)

Keine Ideen, 2024, Bleistifte,Buntstifte, Collageauf Papier, 148 ×105 mm (33 Stücke)
Keine Ideen, 2024, Bleistifte,Buntstifte, Collageauf Papier, 148 ×105 mm (33 Stücke)

In dieser Serie von kleinen Zeichnungen versuche ich nicht, eine grandiose Konstruktion von Bildern zu erreichen; vielmehr erforsche ich eine leichtere, nachhaltigere Form des Ausdrucks – wie kleine Papierschnipsel, die am Raide des Denkens schweben, die getragen, aufgezeichnet, vergessen oder beim erneuten Betrachten mit Bedeutung belebt werden können.


Jede Skizze ist ein Berührungspunkt, der instabile, zufällige, aber realen Momente in meinem Kopf miteinander verbindet. Sie entstammen eher meinen Gedanken, die ich in jahrelangen Ausstellungen,Lekture und Lebenserfahrungen gesammelt habe, als spezifischen , „Inspirationen“.


Daher ist der selbstironische Titel, 2Keine Ideen“ vielleicht nicht wirklich „leer“, sondern eher eine Art des ironischen Umgangs mit der Erwartungshaltung „eine ldee haben zu müssen“ – eine Reflexion über den kreativen Prozess selbst. -Eine Reflexion über den kreativen Prozess an sich.

Vita

*1993 geboren in Anshan, China

Ausbildung
Seit 2021 Studium der Malerei, Prof.in Schirin Kretschmann, Akademie der Bildenden Künste München
2011-2015 Studium der chinesischen Malerei, Guangzhou Academy of Fine Arts

Projekte / Ausstellungen

2022 Jahresausstellung der Akademie der Bildenden Künste München