Nadja Krommer
Man erkennt abstrakte malerische Gesten, die jeweils aus zwei verschiedenen blauen und roten Farbtönen bestehen. Auf den ersten Blick mag das Auge keine figurative Malerei erfassen, aber ein Gefühl von Körper ist erspürbar. Visuell wandert die Wahrnehmung zwischen dem Malerischen und dem Skulpturalen und fordert dabei das Auge mittels einer ambivalenten Ästhetik heraus. Dies liegt exemplarisch an der Reminiszenz an Rauch. Ambivalent ist das Bild wie eine Rauchformation, die den Raum, wie eine Skulptur, gewaltig beanspruchen kann, aber de facto nur aus Gasen, Wassertröpfchen und Rußpartikeln in feinster Verteilung besteht. Rauch ist formlos und hat ein veränderliches Volumen im Gegensatz zum menschlichen Körper, und dennoch beansprucht er Raum und kann körperlich wirken, obwohl dieser schwer fassbar beziehungsweise nur visuell erfassbar ist. Im 19. Jahrhundert beschäftigte sich der britische Maler und Schriftsteller John Ruskin mit der Wahrnehmung des Himmels, den er als einen tiefer, zitternder, transparenter Körper durchdringbarer Luft (John Ruskin) beschrieb. Die Verkörperlichung des Himmels trotz seiner nicht physisch greifbaren Eigenschaften ist nachvollziehbar. Weiterhin ist Wasserdampf, eine weitere Luftformation, weiß und rein. Rauch ist hingegen trüb und enthält mikroskopische Partikel, wie Ruß, die im weitesten Sinne als Pigmente fungieren könnten. Es ist also malerisch.
Text von Gabriele Winter Pereira